2013-06-13


Pre-Opening ART BASEL und gemischte Gefühle


Gestern Nachmittag bot sich mir spontan die Gelegenheit die Art Basel einen Tag vor der regulären Eröffnung zu besichtigen.
Hieß für mich: Begleitung finden, Einladung abholen und ab nach Basel – aber pronto. Gesagt getan, denn als Kunststudentin würde es schließlich einem Verbrechen gleichen nicht hinzugehen.


Kurze Zeit später sind wir also dort, meine liebenswerte Begleitung und ich, und fühlen uns doch etwas Fehl am Platz zwischen all den Anzugträgern und generell intellektuell wirkenden Menschen mit ihren kleinen, runden Brillen wie sie normalerweise überwiegend Soziologen tragen.
Doch umso länger wir durch die riesige Halle 1 von Kunstobjekt zu Kunstobjekt streifen sind es nicht mehr die Ausstellungsstücke die mich faszinieren und irritieren, sondern die Menschen, die sie betrachten.
Ich sehe teure Anzüge und Chanel Täschchen, vorzugsweise kombiniert mit Hermes Tüchern. Doch die Menschen, die sie tragen starren für meinen Geschmack etwas zu interessiert auf das, was man eben Kunst nennt.
Doch einmal abgesehen davon was Kunst überhaupt ist, frage ich mich, wer sich hier ernsthaft für die Kunst an sich interessiert? Gibt es eine Art geheimes Gesetz das besagt, dass für jedes zehnte Designerstück im Schrank auch mindestens ein Picasso, Hundertwasser oder Warhol an der heimischen Wand hängen muss?
Muss Kunst immer gefallen nur weil sie als großartig und absolut bahnbrechend bezeichnet wird?
Die Antwort darauf lieferten uns bereits kurze Zeit später zwei Besucher die vor einer Installation standen, irritiert schauten und mit dem Wort „Boring“ von dannen zogen. Absolut sympathisch und ehrlich, aber eben auch ohne Anzug oder Gucci Kostüm.
Vielmehr verfestigt sich in mir der Gedanke, dass Kunstausstellungen für viele eine Art Prestige sind, völlig egal was dahinter gesteckt. Sehen und Gesehen werden eben.



Generell fällt auf, dass 70% der Besucher im Schnitt zwei Sekunden pro Ausstellungsstück aufbringen, die Infotafel inkl. Beschreibung und Titel keines Blickes würdigen und die Ausstellung ablaufen, als würden sie gerade einen 100 Meter Sprint hinter sich bringen. Für besondere Ausstellungsstücke von namenhaften Künstlern wie Ai Weiwei sind auch mal vier Sekunden inklusive Foto drin. Ich fühle mich in die achte Klasse zurückversetzt, Bundesjugendspiele hallo! Ob ich heute die Ehrenurkunde bekomme?

Wie es scheint haben auch Smartphone und Facebook bereits die Kunstwelt erreicht. So sieht man vorwiegend junge Menschen, die unverblümt vor den Gemälden und Installationen posieren, ja gerade so als wären sie im Pauschalurlaub in der Türkei. Wenn das Foto gefällt ist auch Facebook nicht weit. Ab damit: seht her liebe Freunde, ich bin auf der Art Basel und weiss nicht vor was ich hier gerade posiere, aber mein Kleid ist doch ganz chic?

Ich weiss wirklich nicht was mich mehr irritiert: die Kunst oder die Menschen, die sie betrachten.

Kameras müssen draußen bleiben - Smartphone ist okay.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen